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Allgemein, ballaballa, Berlin, Blog, Brandenburg, gaga, Geschichte, Gesellschaft, Militär, plemplem, Redewendung, Ringelnitz, Sprache, Waffen, Wortherkunft
Der Herr Ringelnitz hatte mir diese undankbare Aufgabe so kurz vor Weihnachten (dem Fest der Liebe und der Versöhnung!) aufgebrummt und natürlich hätte ich „Nein“ sagen können, jedoch hab ich ja auch meinen Stolz und was Sprachforschung angeht auch einen gewissen Ehrgeiz.
Also gut, die Recherche war wirklich sehr aufwändig und dauerte mehrere Tage aber trotzdem konnte ich hier etwas zusammen tragen und ich hoffe es genügt den hohen Ansprüchen des Herrn Ringelnitz.
Der Duden meint folgendes: plem|plẹm, (auch:) plem ‹indekl. Adj.› [H. u.] (salopp): unvernünftig-dumm; nicht recht bei Verstand: der ist ja p.!
Das digitale Wörterbuch der deutschen Sprach des 20. Jahrhunderts: plemplẹm /Adj., nicht attr./ 〈Herk. unsicher〉 salopp verrückt: ein bißchen p. sein; jmdn. für p. halten; „der Wirt, der ist wohl hier oben ein bißchen plemplem, was?“ Bredel Heerstraßen 559
Plemplem ist im Wörterbuch der Grimms nicht aufgeführt. Ich kenne es als berlinerischen Ausdruck für (das wissen wir ja inzwischen) leicht verrückt. Meine erste Vermutung wie bei vielen eigenworten des Berliner Raums: Könnte es eventuell aus dem Jiddischen kommen? Im Bayrischen heißt Plempeln, Plempern übrigens „viel, unmäßig trinken“. Im Berlinerischen heißt plempern aber wiederum etwas verschütten. Herrje, das ist wirklich eine harte Nuss!
In Küppners Wörterbuch der Umgangssprache heißt es zu plemplem: „vielleicht nach dem Detonationsgeräusch der Gasgranate, von da auf den Blindgänger = Unwissenden übertragen“. In der Soldatensprache heißt das Sturmgewehr auch Plempe.
Und in einem Forum zur deutschen Sprache hatte ich folgendes gefunden: plemplem (kommt von plempe = Säbel und bedeutet baumeln); ballaballa (kommt von fr. ballant = schlenkernd); gaga (kommt von it. Gagliarde = fröhlicher Tanz).
Nun gut, mir erschliesst sich noch nicht ganz, was plemplem im Sinne von Verrückt mit einer Gasgranate oder einem Säbel zu tun haben soll. Hat da vielleicht jemand eine Idee?
Muss ich das jetzt kommentieren?
Also das mit ballaballa (kommt das nicht eher von ballackballack?) und das mit gaga gefällt mir gut. Jetzt weiß ich, warum die Lady so ist.
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„Nun gut, mir erschliesst sich noch nicht ganz, was plemplem im Sinne von Verrückt mit einer Gasgranate oder einem Säbel zu tun haben soll.“
Man kann mit etwas ganz schön seine Zeit verplempern. So auch damit, Verrückten dabei zuzusehen, was sie so alles treiben, z.B. Gasgranatenwerfen, sprich Krieg spielen oder wenn sie zuvor mit dem Säbel rasseln, um sich wichtig zu machen. Denn die ganze Welt ist gaga und wenn man nicht höllisch aufpaßt, dann läuft man Gefahr, es auch zu werden.
Einen Verrückten, so erfuhr ich heute, nannten die Aramäer den Sohn eines Dachfirsten, aram. Bar-Agara. Daher kommt wohl im Deutschen der Spruch her: Nicht ganz richtig im Oberstübchen sein. Die Quelle zum Wort ‚Bar-Agara‘, ziemlich in der Mitte der Seite, ist diese:
http://www.dittmar-online.net/alt/religion/bibel/translation.html
Daß die Lady Gaga sich so nennt, ist verständlich. Gaga zu sein, ist soviel wert wie ein Freischein für alles, d.h. dadurch öffnen sich für einen Türen.
Dazu ist noch interessant, daß verrückt zu sein nur im Doppelpack vorkommt: plem-plem, balla-balla, ga-ga …
O Allah Kabbala.
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Ich kenne dieses eher harmlose Schimpfwort aus meiner Schulzeit in Nürnberg in den 50er Jahren: „Du bist wohl plemplem?!“ Das sagte man gelegentlich zu einem Mitschüler lieblos, wenn er etwas nicht begriffen hatte. Nun, im hebräischen Wörterbuch fand ich hierzu nichts, auch nicht im lateinischen Wörterbuch, aber ich glaube im altgriechischen Wörterbuch fündig geworden zu sein. Da gibt es das geläufige Wort plämmeleia, welches heiszt laut dem Wörterbuch von W. Pape: „Fehler, Versehen, Vergehen, Vergehung, eigentlich Fehler beim Singen.“
Nun, Fehler machen und sich wegen ihrer blamieren gehörte jedenfalls in der alten Schule zum Schulalltag. Wie gern nimmt man dann ein Fremdwort aus einer der zu erlernenden Sprachen, um damit angeben zu können.
Wenn man bedenkt, dass im 19. Jahrhundert altgriechisch neben latein ein Standardlehrfach im Gymnasium war, also von nahezu allen Knaben der höheren Stände gepaukt werden musste, später nur im „humanistischen Gymnasium“, dann liegt es nahe, dass die Schüler daraus abgeleitet haben zu einem Schüler, der einen Fehler gemacht hat, etwas nicht begriffen hat, unschön zu ihm zu sagen „du bist wohl plem plem“. Die die Vereinfachung auf den Anfang des Wortes plämeleia, erklärt sich als Abkürzung, so wie auch viele Vornamen als Rufname oder Spitznamen abgekürzt wurden und noch heute werden, z. B. Fritz für Friedrich, Hans für Johannes, Rudi für Rudolf usw. Die Verdoppelung kann erklärt werden als Betonung, um es dem begriffsstutzigen um so nachdrücklicher ins Ohr einzutrichtern. Ich halte es auch für möglich, dass „PlemPlem“ auch noch von sich blamieren kommt. Ich halte es am wahrscheinlichsten, dass es zusammengeflossen ist aus beiden Wörtern, plämmeleia und sich blamieren, hauptswächlich jedoch aus plämmeleia. Dafür spricht auch, dass es mit „hartem b“, wie wir Franken sagen, also mit p geschrieben wird.
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